Über 150 Jahre sind eine lange Zeit, sowohl in der Geschichte eines Volkes, als auch in der eines Vereines. Eine Fülle von Ereignissen sammelt sich in dieser Zeit an, dass man leicht ein mehrhundert seitiges Buch darüber schreiben könnte. Wenn hier die Geschichte des Gesangvereins „Liederkranz“ Frittlingen dargestellt ist, so kann dies nur in zusammengeraffter Form geschehen.
Diese Zeilen wollen Erinnerung bei den Alten wecken, der neu
hinzugekommenen Jugend und den neu hinzukommenden
sagen, dass sie sich einem traditionsreichen Verein angeschlossen
haben, dessen Mitglied zu sein es sich lohnt. Man sagt, aller Anfang ist schwer, ob auch der Anfang des Liederkranzes schwer gewesen war, kann nicht angenommen werden, die Zeit war dazu reif. Da man schon immer gern gesungen hat, bedurfte es in früherer Zeit keines Vereines. Es brauchten nur die richtigen Sangesfreunde zusammenkommen und schon entfalteten sie ab einer gewissen Stimmungslage ihre stimmlichen Qualitäten. Und wie es so geht, aus Sangesfreuden wurden Sangesbrüder. Da die Deutschen ihrer Art nach ordentliche Menschen sind und alles Tun seine Ordnung haben muss, auch das Singen zu Mehreren, gründeten unsere Vorfahren eben Gesangvereine. Damals schossen Vereine wie Pilze aus dem Boden. Man besann sich der deutschen Kultur und wo wurde das Vaterland schon mehr besungen und gepriesen als in den Gesangvereinen? Man strebte nach Kontakten zu Gleichgesinnten, nach Verbindungen und nach Vereinen. Auch die Obrigkeit forderte, dass wenn mehrere Leute regelmäßig zusammenkommen Namen genannt und Flagge gezeigt werden musste.
Gründung des Liederkranzes
Man schrieb das Jahr 1862, als sich fünf sangesfreudige junge
Männer zur Gründung eines Gesangvereins zusammenfanden.
Ihnen schlossen sich 16 Sangesfreunde an.
Diesem Verein gab man nach Erstellung einer Satzung den
Namen „Liederkranz“. Die Begeisterung muss bei den Sängern
sehr groß gewesen sein, denn bereits im Gründungsjahr wurde
am 23. November 1862 das erste „Liederkranz-Konzert“ durchgeführt.
Der edle Wettstreit mit den benachbarten und befreundeten
Gesangvereinen begünstigte das Vereinsleben sehr. Ein Verein, der etwas auf sich hält, hat auch eine Fahne aus Samt und Seide.
Am Ostermontag, den 17. April 1865 hielt unser Verein seine
Fahnenweihe ab, zur damaligen Zeit eine sehr ernste Sache, da
die Fahne ein Symbol zum vorzeigen ist und dem Verein eine
Identität gibt. Im selben Jahr schloss sich der „Liederkranz“
dem Schwäbischen Sängerbund an. So leicht es war, die Begeisterung für eine gute Sache zu entfachen, so unendlich schwer
war es, diese immer wieder zu nähren oder gar zu steigern.
Unter dem Dirigenten Herrn Maichle nahm der Verein einen
raschen Aufschwung. Beim Sängerfest in Rottweil erhielt man
den 2. Preis. Geselligkeiten mit anderen Vereinen begeisterten
die Teilnehmer. Alles in allem gesehen waren dies Zeichen für
eine ruhige und gediegene Arbeit am Liedgut und der damit
verbundenen Freude.
Die dunkle Zeit
In der Folgezeit bis zum Jahr 1883 sind keine Aufzeichnungen
vorhanden. Man kann aber davon ausgehen, dass in dieser Zeit
den Sängern und dem Dirigenten die Ausdauer gefehlt hat und
nicht gesungen wurde. Im Jahre 1882 hat sich der Verein neu
konstituiert. 1887 konnte das 25-jährige Stiftungsfest mit Fahnenweihe gefeiert werden. Im Jahre 1890 zählte der Verein 28
aktive Sänger und 40 Sangesfreunde. Die Jahre 1890-1904 waren
gekennzeichnet durch vereinsinterne Querelen, häufiger Dirigenten-
und Vorsitzendenwechsel, Vereinsausschlüsse und klägliche
Auftritte bei den Sängerfesten in Schwenningen und
Biberach. Aufgrund der sehr schlecht besuchten Singstunden,
beschloss der Ausschuss, die in den Singstunden fehlenden als
aktive Mitglieder auszuschließen. Dies führte zu Vereinsaustritten.
Vor wenigen Jahren noch in der Blüte war das Vereinsleben
nun nahezu erloschen, die Lieder waren verstummt.
Neues Vereinsleben
Von 1902- 1920 war der Bauführer Stefan Wenzler Vorstand des
Vereines. Als begeisterter Sänger und Idealist hat er sich für den
Verein und den deutschen Chorgesang eingesetzt und dafür viel
Zeit und Energie geopfert. So konnte der Verein wieder zu Ehre
und Anerkennung gelangen. Am 27., 28. und 29. Juli 1912 feierte
der „Liederkranz“ sein 50-jähriges Vereinsjubiläum. 47 Vereine,
davon 17 Gesangvereine feierten drei Tage lang. Das Jubelfest sollte dann vorerst die letzte große Festveranstaltung der Sänger bleiben, denn kurz danach brach der 1. Weltkrieg aus und die meisten Sänger standen an der Front und elf von ihnen war es nicht mehr vergönnt, ihre Heimat, Familien und Freunde wieder zu sehen. Das Vereinsleben kam fast zu Erliegen. Man beschränkte sich auf die Teilnahme an Beerdigungen der gefallenen Sängerkameraden. Erst längere Zeit danach, 1921 war der Verein wieder so weit, sich bei Wertungssingen in Tuttlingen, 1924 in Trossingen und am 24. Juli 1927 in Spaichingen beteiligen zu können. Unter Leitung des Dirigenten Baumann kehrten die 34 Sänger jedes Mal erfolggekrönt zurück. Eine erste Blütezeit sollte beginnen.
Die Aufwärtsentwicklung hielt an und im Jahre 1930 waren es bereits 41 aktive Sänger. Mit viel Optimismus wurde am 18. und 19. September 1937 das 75-jährige Jubiläum gefeiert. Zwanzig Vereine beteiligten sich am Festumzug. Die Zeit des Zweiten Weltkrieges ging auch am „Liederkranz nicht spurlos vorüber, mussten doch viele hoffnungsvolle Männer ihr Leben für das Vaterland lassen.
Die Nachkriegszeit bis heute
Im Frühjahr 1947 fanden sich die ehemaligen Sänger zusammen
und beschlossen, die Sangestätigkeit im Verein wieder aufzunehmen. Mit Genehmigung der Militärregierung wurde der „Liederkranz“ am 31. Mai 1947 wieder neu gegründet. Unter der
Leitung des Dirigenten Julius Buschle welcher mit viel Energie
und Engagement den Chorgesang wieder belebt hat, stieg die
Zahl der aktiven Sänger bis zum Ende des Jahres auf 45.
Im Jahr 1950 erreichte der Verein mit 52 aktiven Sängern eine
vorher nie gekannte Mitgliederstärke. Ein neues Chorzeitalter
wurde mit der Verpflichtung des Chorleiters Karl Arand im Jahre
1957 begonnen. Der Dirigentenwechsel wurde vom ersten Vorsitzenden mit folgenden Worten begleitet: „Die Singstunden
sollten wieder pünktlich und fleißig besucht werden und dem
neuen Chorleiter durch williges und treues Verhalten seine Arbeit
zu erleichtern um dadurch ersprießliches Leisten zu können“.
(original Wortlaut) Er, der aus den Reihen der aktiven Sänger kam, hat mit großem Einsatz und sehr guten Fähigkeiten das übernommene Erbe erfolgreich weiterentwickelt. Als herausragende Ereignisse seien – stellvertretend für viele andere - Wertungssingen mit immer guten Kritiken, Kirchenkonzerte, Konzertabende, Teile aus Operetten, Singspiele sowie Wunschkonzerte genannt. Über das
Wunschkonzert vom 19. Mai 1959 wurde von der Presse (Auszug)
wie folgt berichtet. In fast pausenlosen drei Stunden bot der Liederkranz unter seinem Dirigenten Karl Arand eine ausgezeichnete Leistung die volle Anerkennung verdient. Der
Abend war eine machtvolle Demonstration für das Lied. Auch
bei anderen Veranstaltungen im weltlichen oder kirchlichen Bereich
ist es dem Chor eine ehrenvolle Pflicht, diese mit Gesang
zu umrahmen. Unvergessen sind auch die mehrtägigen Ausflüge
nach Rom, Paris und Wien. In seine Zeit fiel sowohl das 100-
jährige Jubiläum 1962, 33 Vereine machten dem „Liederkranz“
ihre Aufwartung, als auch das 125-jährige Jubiläum, welches
mit einem Kirchenkonzert eröffnet wurde. Nach 41 Jahren an
der Spitze des Chores wurde Karl Arand 1998 beim Abschied von
Seiten des Sängerbundes, des Vereines und der Nachbarvereine
mit höchsten Ehrungen ausgezeichnet.
Von 1998 bis 2002 war Karl Heinz Arand Chorleiter. Unter seiner
Regie hat der Verein weiterhin seine kulturellen Aufgaben
wahrgenommen und erfüllt. Im Jahre 2000 gab der Liederkranz
ein großartiges Konzert.
Ab dem Frühjahr 2002 steht der Liederkranz erstmals unter der
Chorleitung einer Frau, Uli Groß. Sie versteht es, die Sänger zu
motivieren und zu begeistern. Dass die Chorarbeit nicht nur singen
ist erfahren die Sänger bei den Vorbereitungen auf die Konzerte
und bei Besuchen befreundeter Gesangvereine, dort fällt
der Liederkranz neben seiner gesanglichen Qualität auch dadurch
auf, dass sämtliche Lieder ohne Noten und Texte vorgetragen
werden. Neben der traditionellen Chorliteratur hat der
Chor sich unter ihrer kreativen Leitung zeitnah und modern ausgerichtet.
Ein erster Höhepunkt des Chores war im Jahr 2003 das 1. Schwabenkonzert, welches zweimal vor ausverkauftem
Haus stattfand. Projekte zwischen Liederkranz und Schule im
Jahr 2006 (Singspiel Mary Poppins) zeigen den weiten Rahmen
in dem sich der Chor nun bewegt. Das Countrykonzert 2009 mit
etlichen Chorsolisten, Spielszenen und Tanzeinlagen fand vor
über 400 begeisterten Zuhörern statt. Des großen Erfolges
wegen gab es im Jahre 2010 eine (ebenfalls ausverkaufte) Wiederholung im Freilichtmuseum Neuhausen. Anknüpfend an die
Konzeption fand im Herbst 2011 ein Konzertabend verbunden
mit Gedichten und Wirtshausszenen unter dem Motto Lumpen,
Lieder, laue Nächte statt.
Diese Chronik zeigt nur die herausragenden Ereignisse der Vereinsgeschichte auf. Die Aktivitäten sind noch weitaus vielfältiger
wie zum Beispiel das Schlachtfest (seit 1991 fester Bestandteil), die Mitwirkung beim Kinderferienprogramm, Auftritte bei Jubiläen und Auftritte bei anderen Vereinen.